Christoph Bareither, Urs Büttner (Hg.):

Fritz Lang: »M – Eine Stadt sucht einen Mörder«. Texte und Kontexte (Film - Medium - Diskurs Bd. 28, herausgegeben von Oliver Jahraus, Stefan Neuhaus), Köningshausen & Neumann 2010, 224 Seiten.

ISBN: 978-3-8260-4214-0

Fritz Langs Film "M- Eine Stadt sucht einen Mörder" (1931) ist nicht nur ein Klassiker beim Filmpublikum, sondern gehört zum fest etablierten Bestandteil der cinematischen Kurrikula an Schulen und Universitäten. Die vielfältigen Themen, die der Film diskutiert, umfassen Medientheorie, Psychologie, Semiotik, Gesellschaftskritik, Justizkonzepte, Wahrheitsbegriffe und Ästhetik – um nur einige wenige zu nennen.
Angesichts dessen verwundert es, dass im Gegensatz zum Film selbst (der jüngst sogar in der SZ Cinemathek erschienen ist) wichtige Materialien immer noch schwer zugänglich sind und es keine deutschsprachige Einführung gibt. Forschungsbeiträge sind verstreut und abgelegen publiziert, dazu oft seit langer Zeit nicht nachgedruckt worden. Absurderweise ist es, wenn die Texte überhaupt verfügbar sind, oft leichter an englische Übersetzungen als an die Originale zu kommen. Dies verdankt sich dem Umstand, dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Film die letzten Jahre über vor allem durch amerikanische Beiträge vorangetrieben wurde. Insofern liegen auch die Erkenntnisse der neueren Forschung meist nicht auf Deutsch vor.

Die Idee dieses Bandes ist es, gleichermaßen für den populären Leser als auch für Unterricht und akademische Lehre ein Kompendium zur Beschäftigung mit dem Film "M" zu sein. Die Zugänge der Einführungstexte entspringen einer methodischen Vielfalt. Angestrebt wurde eine Mischung aus Beiträgen etablierter Experten aus Deutschland und den USA sowie Neuinterpretationen von Nachwuchswissenschaftlern. Die transatlantische Zusammenarbeit steht nicht zuletzt im Dienst des Wissenstransfers.
Darüber hinaus versammelt der Band wichtige Quellen, die oft verstreut zusammengesucht werden mussten und ediert erstmals die "M" betreffenden Auszüge aus Fritz Langs Notizbuch, ein Interview-Typoskript und einen Teil der Zensurkarte zu "M", die eine in der heutigen Schnittfassung nicht mehr erhaltene Szene des Films beschreibt. Abgerundet wird der Band durch eine Bibliographie, die die weiterführende Beschäftigung mit dem Film erleichtern soll.

Titel beim Verlag

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Inhalt

Anton Kaes: Spurensuche, S. 7-8.

Christoph Bareither, Urs Büttner: Einleitung, S. 9-11.

I. Machart und Ästhetik

Joachim Knape: Zur Theorie der Spielfilmrhetorik mit Blick auf Fritz Langs »M«, S. 15-32.

Martin Gehring: Eine Mörderjagd in Bild und Ton. Fritz Langs »M« aus technischer Sicht, S. 33-42.

Urs Büttner: Hans Beckert in der Halle des Bergkönigs. Fritz Langs Travestie des nordischen Helden Peer Gynt, S. 43-53.

Joachim Harst: MM. Vom Gesetz ein Liedchen singen, S. 55-63.

II. Medien und Zeichen

Christoph Bareither: Psyche des Mörders – Psyche des Films. Freudsche Psychoanalyse als filmisches Verfahren in »M«, S. 67-77.

Dorothee Kimmich: »M«. ›Leere Tatorte‹, das moderne ›Indizienparadigma‹ und das Ende der Interpretation, S. 79-90.

Charlotte Szilagyi: »Doch er ist mitten unter uns.« Anderssein zwischen Unsichtbarkeit und Markierung in Fritz Langs »M«, S. 91-102.

Andreas Gehrlach: »Immer muss ich durch Straßen gehen...« Die Ethik der Körper in »M«, S. 103-114.

Maria Tatar: »Ihr auch?« Mord, Opferkult und die Wiederherstellung der sozialen Ordnung in »M«, S. 115-124.

III. Moderne und Gesellschaft

Daniela Schmeiser: Justizkritik und Justizreflexion in »M«, S. 127-136.

Sara F. Hall: Verbrechen und andere Konsumgüter. Kommerzialisierung und Massenmedien in »M«, S. 137-147.

Sönke Kunkel: Weimars Politainment. Zukunftsentwürfe und Modellierungen des Politischen in der deutschen Unterhaltungsgesellschaft (1924-1931), S. 149-158.

Alvaro Santana-Acuña: »M« wie Masse. Langs Film als Beitrag zur Sozialtheorie, S. 159-170.

IV. Materialien und Selbstdeutung

Selbstaussagen

Fritz Lang: Notizbuch (1930-1934). Edition und Kommentar, S. 173-179.

Fritz Lang: Das Gesicht des Mörders (1931), S. 181-182.

Fritz Lang: Mein Film »M« – ein Tatsachenbericht (1931), S. 183-184.

Fritz Lang: Some Random Notes about »M« (1948), S. 185-187.

Fritz Lang: Interviewaussagen zu »M« (1931-1975), S. 188-200.

Thea von Harbou: Warum gerade solch ein Film? (1931), S. 201-202.

Rezeption und Kritik

Christoph Bareither: Überblick zum Presseecho, S. 203-204.

Gabriele Tergit: Der Film des Sadismus (Die Weltbühne 1931), S. 205-206.

Rudolf Arnheim: Eine Minute Pause (Die Weltbühne 1931), S. 207-208.

Siegfried Kracauer: Unterwelt (Frankfurter Zeitung 1931), S. 209-210.

Siegfried Kracauer: Mörder unter uns (Auszug aus »Von Caligari zu Hitler« 1947), S. 211-214.

Erstfassung und Restaurierung

Urs Büttner: Die Restaurierung des Films, S. 215.

Zensurkarten: Edition der nicht mehr enthaltenen Szene der Erstfassung, S. 216-217.

Auswahlbibliographie zu »M«, S. 218-221.

Autorenverzeichnis, S. 223-224.